Der Ruf des Mahdi. Teil 2. Textversion
T: Also, wenn wir zum Thema Paradies zurückkommen, so zeigt sich, dass dieses Thema für Gläubige sehr wichtig ist, weil es im Wesentlichen die Zuflucht ist, in die ein Mensch kommen sollte, das ist der Sinn seines Lebens.
IM: Das ist der Sinn der Religion selbst und der Sinn der menschlichen Existenz. Viele Menschen stellen sich oft die Frage: Was ist der Sinn meiner Existenz? Warum? Nun, da ich geboren wurde, da ich hier bin, heißt das, ich werde für etwas gebraucht? Und was ist meine Mission? Deine Mission, mein Freund, besteht eben darin, nach Hause zurückzukehren, und das Zuhause ist für alle eins. Du entscheidest: ZU LEBEN oder zu sterben. Dieser Zwischenzustand des Daseins - das, was wir "Leben" nennen, eben das ist für deine Wahl gegeben, damit du entscheiden kannst.
T: Ich würde gerne auch über dieses Zuhause sprechen, welches den Gerechten erwartet...
IM: Ja, die Beschreibung des Paradieses meinst du.
T: Die Beschreibung des Paradieses, ja. Es ist nur, dass... (IM: Nun...) sie sehr widersprüchlich ist.
IM: In jeder Religion, was auch immer wir nehmen, wird alles wie ein Märchen beschrieben und alles ist immer mit der Materie verbunden. Warum? Wobei es klare Hinweise auf die tatsächlichen Zustände gibt, die da sein werden, und es wird darauf hingedeutet, was den Menschen erwartet, aber dann zur gleichen Zeit eben flüsterte der Schaitan … Nun in Islam ist zum Beispiel, um es in irdischer Sprache zu sagen, wir erlauben uns mal so einen Witz, das Verständnis vom "Paradies", das einen Muslim nach dem Tod erwartet... sagen wir, wenn man die Wahl zwischen Christentum und Islam hat, ausgehend von dem irdischen Leben, von unserem gewohnten Dasein, dann, da wir Vertreter des männlichen Geschlechts sind, gefällt es mir in Islam mehr.
T: Wir können erläutern, was den Menschen denn nach Darstellung des Bewusstseins erwartet.
IM: Nun, lass es uns erläutern.
T: Also...
IM: Und ihr müsst zugeben, das lässt sich schwer abstreiten.
T: Dass die Bewohner des "Paradieses" auf bestickten Liegen gebettet werden würden, dass sie mit silbernem Schmuck geschmückt werden, dass sie dort auch himmlische Huris erwarten.
IM: Und weiter?
T: Dass den Gerechten ewig junge Gattinnen gegeben werden oder ihre ewig junge Gattinnen oder himmlische Jungfrauen - die Huris, von denen es ungefähr zweiundsiebzig gibt.
IM: Also, entweder die einen oder die anderen?
T: Sowohl als auch.
IM: Ah, sowohl die einen als auch die anderen werden sein (T: Ja, ja)? Zweiundsiebzig?
T: Die Gattinnen wurden nicht vergessen. Ja, und das Alter der Bewohner des "Paradieses" wird (IM: Ich sage doch, es gibt etwas zum Nachdenken...), um die dreiunddreißig Jahre sein, ziemlich jung, voller Energie, und... solch ein, wissen Sie, irgendwie wird ein müßiges Leben dargestellt, sehr ähnlich einem Film, der kürzlich herauskam…
IM: ... mit den Träumen (T: Ja) eines gewöhnlichen, mittelmäßigen, ich würde sogar sagen, eines Menschen im fortgeschrittenen Alter, keinen jungen.
E: Es gibt einen lustigen Hadith zu diesem Thema, in dem gesagt wird, dass der Prophet den Gefährten angeblich darüber erzählte, dass ein Mann dort soundso oft mit einer Frau sein kann. Und als die Gefährten fragten: "Oh, Gesandter Allahs, wirklich so oft?", sagte er: "Ja, dort wird ihm die Kraft von hundert Männern gegeben." Man bekommt den Eindruck (T: Also... Träume des Systems), dass manche Menschen einfach irgendwelche ihre unerfüllten Träume, ihre Wünsche laut äußern.
IM: Natürlich. Hier hast du absolut Recht. Auf der einen Seite ist es klar, dass das Träume sind, das sind Wünsche, das ist ein Versuch, den Menschen zu verführen, ihn irgendwie mit irgendwas anzulocken - hier hast du nicht, und dort wirst du haben. Aber wie steht es mit der Behauptung und dem Verständnis davon, dass in allen Religionen seit jeher der Engel - ein geschlechtsloses Wesen ist. Und nun stellt euch vor: ihr habt kein Geschlecht, ihr habt keinen Körper, denn der Körper ist ein materieller Teil, und die ganze Materie gehört dem Satan, die ganze. Nur der Geist gehört Gott, denn der Geist ist Gott und alles Göttliche ist der Geist. Kein Geschlecht, kein Körper. Und hier gibt es eine kleine Frage: Womit wirst du auf Kissen liegen und wozu brauchst du diese wunderschönen zweiundsiebzig Jungfrauen (E: Wenn du der Geist bist), wenn du der Geist bist?
Und wenn... Wir reden jetzt über einen Muslim. Und wenn es eine Muslimin ist, wird sie auch zweiundsiebzig Jungfrauen haben?
T: Ehegatten. Da stellt sich aber die Frage, ob der letzte (IM: Sie haben nur Ehegatten?), oder wenn es mehrere gab, dann...
E: Ja.
IM: ... dennoch, die Männer haben es besser im Islam.
E: Leider wurden die Frauen sogar in dieser Hinsicht ein bisschen benachteiligt, dass...
IM: Im Sinne der Versprechungen, ja?
E: Ja.
IM: In Wahrheit ist Gott barmherzig, Er benachteiligt niemanden. Wir Menschen teilen in Frauen, Männer, wir teilen nach Islam, Christentum, Buddhismus oder sonst etwas. Gott hat keine Unterschiede. Wir teilen hier nicht nur nach Islam oder Christentum, wir teilen auch noch den Islam und teilen das Christentum. Im Christentum sagen wir: "Geh nicht in diese Kirche, dort ist es schlecht", und im Islam sagen wir das. Also, sind wir alle Menschen die Schöpfung Gottes, wir beten alle zu einem Gott, aber sind getrennt. Darin liegt das Problem.
T: Es ist interessant, dass der Prophet in den Hadithen sagte, dass das, was die Gerechten empfangen werden, unmöglich zu beschreiben ist, und unmöglich zu verstehen ist, mit irgendeinem gewöhnlichen menschlichen Begriffsapparat.
IM: Unmöglich.
T: Ja, dass…
IM: Das stimmt, weil es nichts zum Vergleichen gibt. Alles, was wir hier besitzen, haben wir vorübergehend, und all das gehört, ich sage es noch einmal, dem Satan. Das einzige, was der geistlichen Welt gehört, ist unsere Seele, nicht wir. Damit wir auch Teil der geistlichen Welt werden können, müssen wir dieses Leben richtig und gerecht nutzen. Und erst dann haben wir die Chance, der Geistlichen Welt anzugehören, zu IHREM integralen Bestandteil zu werden. Aber dafür muss man an sich arbeiten. Von allein geschieht nichts.
T: Igor Michailovich, es wird auch viel über den Weg ins Paradies gesagt, und in verschiedenen Religionen wird sogar beschrieben, dass es eine Art mehrstufige Pyramide geben wird. Im Islam spricht der Koran von einem Gipfel, der mit einem Lotus äußerster Grenze gekrönt ist (IM: Aber...). Wäre es möglich, das irgendwie zu erklären?
IM: Tatsächlich entspringt es den alten Auffassungen "was der Mensch ist", die auf außergewöhnlichen Erkenntnissen und Wissen basierten. Heute haben wir leider keine solche Technik (sie ist einfach nicht in der Natur vorhanden), um, wie man so schön sagt, die Konstruktion des Menschen selbst, seine Energiestruktur zu fotografieren. Der Mensch hat doch tatsächlich nach seiner energetischen Struktur eine pyramidale Form. Doch wenn er des Lotus äußerste Grenze erreicht, ändert sich die Konstruktion. Darüber wurde schon gesprochen, das ist in "AllatRa" gut beschrieben, das ist eine Tatsache, die man nicht bestreiten kann, da sie sich auch in den ältesten Religionen widerspiegelt.
Und wiederum kann dieselbe Pyramide in diesem Fall als eine Etappe des Fortschritts des Menschen betrachtet werden, oder als "Jakobsleiter", die in den Himmel führt, ja (T: Aha), bestehend aus Stufen. Ebenso kann es als eine, sagen wir, in Dimensionen aufsteigende Persönlichkeit betrachtet werden, die sich entwickelt und nach Gott strebt. Und wenn sie eben bis zur siebten Dimension kommt, erreicht sie genau den Lotus äußerster Grenze.
Was bedeutet "Lotus äußerster Grenze."? Dies ist die älteste meditative Technik, die unterschiedlich genannt wird… manche nennen sie Meditation, eigentlich ist es in Wirklichkeit eine geistliche Praktik. Und sie hat nichts mit irgendeiner Weltreligion zu tun, aber alle Heiligen begreifen sie auf unterschiedlichen Wegen: im Zustand des Gebets, durch Meditationen. Dies ist jedoch der einzige Weg, sagen wir mal so, um mit Gott zu kommunizieren, nämlich durch den inneren Zustand. Dies ist ein Kontakt auf der Gefühlsebene. Aber hier zeigt sich, wenn sich der Mensch in den Praktiken oder in Gebeten entwickelt: im Jesusgebet oder in anderen, durch Namaz, durch Gehorsam, die ganze Zeit in Gedanken bei Allah generiert der Mensch seine Liebe zu Ihm, denn im Islam wird viel über die Liebe gesagt (E: Ja). Auf diese Weise erzeugt der Mensch für sich eine Gefühlswahrnehmung, die nicht auf den äußeren, sondern auf den inneren Zustand gerichtet ist, und er nähert sich als Persönlichkeit der Seele, und dies ist der nächste Weg zu Gott, weil die Seele, wie man sagt, das Tor zum Paradies ist, ja?
Und nun die siebte Dimension erreicht - dies ist der Lotus äußerster Grenze. Warum? Weil es der Höhepunkt der meditativen Praktik "Lotus" ist. Beziehungsweise ist der Lotus äußerster Grenze der Übergang in den göttlichen Zustand, das heißt der Übergang in die geistliche Welt. Alles ist ganz einfach. Doch dann offenbart sich alles. Und offenbart sich wiederum aus dem Zustand der siebten Dimension, oder bereits durch den Ausstieg, nun sagen wir, in die geistliche Welt. Doch das Verständnis und die Sicht der irdischen dreidimensionalen Welt gehen verloren. Wir haben in der letzten Sendung ein Beispiel über einen Lotus gebracht, der aus dem Sumpf sprießt (T: Ja), ja, aus diesen schlammigen Gewässern. Hier ist dasselbe: Ausgebrochen aus dem irdischen Sumpf, dem weltlichen und toten ins Lebende und Unendliche.
T: Igor Michailovich, Sie sagten nun, dass der Mensch diesen Zustand sowohl durch Namaz als auch durch geistliche Praktiken erreichen kann (IM: Durch das Gebet, die Menschen erreichen es ja). Und interessant ist, wenn man sagt, dass Allah auf den Zustand des Herzens eines Menschen schaut, dass Allah nicht auf die Gesichter der Menschen schauen wird...
IM: Und das ist tatsächlich so. Nun, das wird aufgezwungen, es ist im Interesse der Kleriker. Tut mir leid, ich habe nichts gegen sie, ehrlich, nur diese Manipulation, sie kommt noch aus den alten Zeiten, wenn man erzählt, dass Gott jeden deiner Schritte sieht. Gott sieht es nicht, Satan sieht es. Und hier ist die Verwechslung der Götter. Nun, jeder hat seinen eigenen Gott: Atheisten und Sünder haben einen Gott - Satan; Gott von Gläubigen, in dem Fall von Muslimen, ist Allah Und jeder geht seinen eigenen Weg, jeder wählt den Weg, den er leben möchte. Aber ich betone, Gott kann das Tote nicht sehen, es existiert nicht.
Es scheint uns, dass wir existieren. Wir können uns hier gegenseitig kränken, wir können uns gegenseitig Schmerz und Leid zufügen. Aber das bleibt hier, das ist außerhalb des Lebenden. Das ist für keinen interessant, außer für Satan, auf diese Weise hält er uns hier und er mehrt dieses Böse. Doch wie schafft er das? Durch uns: durch unsere Sprache und unsere Hände. Ist es nicht so? (E: Ja) Nun, ist das nicht so, meine Freunde? Schließlich kommt er nicht zu dir und zwingt dich diese oder jene Entscheidung zu treffen, er wirft dir nur einen Gedanken zu, mein Freund.
Aber du setzt das Böse um: du fängst an, schlecht über andere zu denken, du fängst an, dich selbst hervorzuheben und zu rühmen, du fügst jemandem Schmerz und Leiden zu und bist gekränkt, wenn sie dasselbe mit dir tun. Warum bist du gekränkt? Weil du beleidigt bist, man hat deinen Hochmut getroffen. Und eben darin besteht das ganze Phänomen, wenn ein Mensch geistlich frei ist, versteht er das Wesen der Menschen, er versteht, wie der Satan handelt, er weiß es. Wenn er geistlich frei ist, kann er nicht beleidigt sein, zumindest nicht auf das Engelchen, das sich in einem äußerst schwierigen Zustand befindet, dem der Satan diktiert. Und was ist Satan? Das sind lediglich vorgeschriebene Programme. Und hier ist nun wieder ein Phänomen.
E: Und auch im Koran steht eben das, was Sie gesagt haben, da wird es auch erwähnt. Der direkte Text besagt im Vers, dass Satan ihnen seinen Gedanken einredete und sie glaubten daran (IM: Richtig), mit Ausnahme einiger Gläubiger.
IM: Eben hier wird gesagt, wovon ich erzählt habe: der Satan flößt den Gedanken ein. Der Gedanke gehört Satan, und er redet der Persönlichkeit einen bestimmten Gedanken ein, und die Persönlichkeit finanziert und verwirklicht diesen. Wodurch unterscheidet sich ein Gläubiger von einem Ungläubigen? Dadurch, dass ein Gläubiger, oder wie wir sagen, ein Mensch, der den geistlichen Weg geht, zuallererst an sich selbst arbeiten muss, er muss zunächst lernen, wie das System funktioniert, beziehungsweise, den Satan studieren, woher und welche Gedanken kommen und wie man ihnen widersteht. Wenn der Satan zu dir sagt: "Beleidige deinen Freund", solltest du verstehen, dass deinem Freund derselbe Gedanke kam. Und sollte einer von euch in Versuchung kommen beleidigt zu sein - werdet ihr keine Freunde mehr sein, ihr werdet Feinde. Für wen ist es von Vorteil?
IM: Nur für Satan.
E: Im Grunde kommt alles Böse auf der Erde genau davon.
IM: Die Menschheit hat nur einen Feind - das ist der Satan.
In Wirklichkeit sind wir alle Brüder und Schwestern. Lediglich der Satan trennt uns, aber er entzweit nicht durch etwas oder jemanden, er entzweit durch uns: durch unser Handeln, unser Tun, durch unsere Worte. Daraus entspringt alles. Das Instrument des Satans bist du, mein Freund (Е: Solange wir gehorchen), solange du diesem Satan zuhörst.
E: Ja. Wie der Prophet Mohammed (Friede sei mit ihm) sagte, dein größter Feind ist dein Nafs, und er ist in dir selbst verborgen.
IM: Deshalb war er auch ein Prophet (E: Ja), er wusste das Wesentliche.
NAFS (nafs)
NAFS - das Wesen des Menschen, sein "Selbst"... Nafs ist der Ursprung aller Wünsche des Menschen, die der Regelung der Scharia widersprechen. In den Versen des Koran wird jedem, der seinen Nafs überwindet, das Paradies versprochen: "Was aber jemanden angeht, der den Stand seines Herrn gefürchtet und seiner Seele die (bösen) Neigungen untersagt hat, so wird der (Paradies) Garten (ihm) Zufluchtsort sein." Koran (Übersetzung: Scheich Abdullah As-Samit (F. Bubenheim) und Dr. Nadeem Elyas). Sure 79 "an-Naziat" ("Die Entreißenden"), Vers 40-41.Seine Leidenschaften zu bekämpfen ist die Hauptaufgabe eines muslimischen Gläubigen sein ganzes Leben lang. Quelle: Islamisches Enzyklopädisches Wörterbuch. A. Ali-Zade. Ansar, 2007
In der muslimischen Angelologie und Dämonologie wird nach koranischer Tradition der Begriff "Seele" nicht verwendet - Engel und Dschinn werden "Geister" genannt; insbesondere Erzengel Gabriel (Dschabrāʾīl) wird als al-ruh al-amin (Koran. Sure 26, Vers 193), Ruch Al Kuds (Koran. Sure 16, 102-104) und ebenso bei den Sufis als ruh al-ilah bezeichnet.
Translit: Nazala Bihi Ar-Rūĥu Al-'Amīnu "Der treue Geist (Dschibrīl) ist mit ihm herabgestiegen". Koran (Übersetzung der Bedeutungen:). Sure 26 "al-Shuara" ("Die Dichter"), Vers 193 Quelle: Islam: Enzyklopädisches Wörterbuch. M.: Wissenschaft. Die Hauptausgabe der orientalischen Literatur, 1991
DSCHINNEN - [Sing. - Dschinn; arab. "ǧinn" — unsichtbar, versteckt sein], im Islam eine von 3 Kategorien (2 andere — Engel und Menschen) intelligenter Wesen, die von Allah geschaffen wurden... Nach dem Koran wurden die Dschinn von Allah aus einem besonderen rauchlosen Feuer erschaffen, Menschen — aus Lehm, Engeln — aus Licht... Quelle: Orthodoxe Enzyklopädie. — M.: Kirche und Forschungszentrum "Orthodoxe Enzyklopädie", 2014
WASWAS — die Anstiftung von Iblis, Zweifel von Satan — Gedanken, die plötzlich im Kopf eines Menschen auftauchen. Sie können sowohl vom Nafs des Menschen als auch von Schaitan stammen. Der Begriff "Waswas", der "die Anstiftung von Iblis" bezeichnet, steht dem Begriff "Ichlās" entgegen.
ILHAM (vom Verb alham — "eingeben") ist die göttliche Eingebung, Inspiration. Ilham ist das von Gott in das Herz des Gläubigen gerichtete Licht (at-Tirmidhī). Quelle: Islam: Enzyklopädisches Wörterbuch. M.: Wissenschaft. Die Hauptausgabe der orientalischen Literatur, 1991 Studien der koranischen Anthropologie
"Der veröffentlichte Artikel widmet sich der Analyse der koranischen Vorstellungen über die Struktur des Menschen (darstellende religiöse Anthropologie).
Die koranische Anthropologie umfasst hauptsächlich Elemente wie "die [körperliche] Seele" (nafs), "das Herz" (kalp) und "den Geist" (ruh). Neben dem eigentlichen "Herz" (kalp) kann man von seinen verschiedenen Aspekten sprechen, die als "Brust" (sadr), "Herzvorhof" oder "inneres Herz" (fu'ad), "Herzgeheimnis" (sirr) und "[Herz]kern" (lubb) bezeichnet werden. Das unmittelbare Thema des Artikels ist das Konzept von "Brust" (sadr) im Koran und seine Entwicklung in einer Abfolge von Motiven, wie zum Beispiel der Brust als universelles Konzept (1); die Korrelation von Brust (Sadr) und Herz (Qalb) einschließlich des Beispiels "Herz - Stein"(2); "das, was in der Brust ist" (3); "Dehnung" und "Verbergung" der Brust (4); hamartyologische (5) und soteriologische (6) Motive.
Im Koran und in gewissem Maße in Islam, insbesondere vor dem engen Kontakt mit der alten philosophischen Tradition, existierte nach unserer Sicht eine ganzheitliche Vorstellung vom Menschen (Insan), aber es fehlte das Analogon von der komplexen alt-jüdischen Natur mit der christlichen Auffassung von der Seele (ψυχή).
Die Konzepte "NAFS" UND "SEELE" zu vergleichen, erweist sich als nicht ganz korrekt, da Nafs im Grunde ein axiologisch negatives Wesen darstellt, gegen welches ein Muslime den Kampf antreten muss (Jihad an-nafs).
Die Auffassung des Fleisches (σάρξ), die eine christliche Genese hat und nicht dasselbe wie Körper (σωμα) und Seele ist, hilft gewissermaßen, die Bedeutung darzustellen, die den Begriff Nafs in der islamischen Kultur füllt. Anfangs ist Nafs nur schwer von dem Selbst zu unterscheiden, doch dann entwickelt sich allmählich die Tendenz, die Bedeutung des Selbst von dem nicht dem Menschen identischen feindlichen Teil seiner inneren Welt zu trennen…
"In der Interpretation der Sure 114 sagte Mohammed: "Schaitan steckt seine Schnauze (Khurtum) zum Herzen eines Menschen, doch wenn sich dieser des Allah gedenkt, dann weicht er zurück (verbirgt sich), das heißt, er verstummt, und wenn der Mensch vergisst zu gedenken, dann verschlingt Schaitan sein Herz. Daher wird es als "verschleierter Flüsterer (Anstifter) bezeichnet".
Die Verse der letzten beiden Suren des Korans (113 und 114) werden als "Schlagende" (qawari´) bezeichnet, weil sie auf Schaitan einschlagen (taqra´u), ihn vertreiben und unterdrücken. Einerseits wohnt Allah im Herzen des Menschen, siehe: "Wir haben ja den Menschen erschaffen und wissen, was (alles ihm) seine Seele einflüstert, und Wir sind ihm doch näher als seine Halsschlagader" (Koran. Sure 50, Vers 16). Andererseits ist der Teufel dem Menschen auch sehr nahe, vgl. der berühmte Hadith: "Der Teufel kreist im Körper des Menschen wie das Blut in seinen Gefäßen."
Artikel von P. N. Kostylev "Korananthropologie: am Beispiel des Konzepts "Brust" (sadr)" // Vestnik ПСТГУ I: Theologie. Philosophie 2015. Ausgabe 2 (58). S. 55 - 72
Nach Abu Huraira wird berichtet, dass der Gesandte Allahs, segne ihn Allah und heiße ihn willkommen, sagte: "Wahrlich, der Gläubige kann seinen Schaitan ausmergeln, wie einer von euch sein Kamel in der Wüste erschöpft". Dieser Hadith wurde von Ahmad, Ibn Abi al-Dunya, in "Makaa'id al-Shaitan", "Al-Silsila As-Sahiha" gegeben. "Im dogmatischen Sinne ist die Übersetzung des Korans unmöglich und eine akademisch normative Übersetzung des Korans ins Russische (Deutsche) gibt es nicht". Beachten Sie, in der Übersetzung steht das Wort "Seele", und im Translit stehen anstelle dieses Wortes unterschiedliche Charakteristiken des Begriffs "Nafs":
Beispiel 1. Nafs, im Sinne von geheimen Gedanken. Translit: Wa Laqad Khalaqnā Al-'Insāna Wa Na`lamu Mā Tuwaswisu Bihi Nafsuhu ۖ Wa Naĥnu 'Aqrabu 'Ilayhi Min Ĥabli Al-Warīdi "Und schon haben Wir den Menschen erschaffen und wissen, was ihm seine Seele einflüstert [wissen um seine heimlichen Gedanken]; und wir sind ihm näher, als (seine) Halsschlagader." Koran (islam.de/ Übersetzungen) Sure 50 Qaf (Qaf), Vers 16.
Beispiel 2. Nafs al - ammāra ("der bestimmende Nafs"). Nafs, der von seiner Natur aus den Menschen zum Bösen drängt, verführt und das Schlechte verschönert, lehrt dem Menschen, der ihm zuhört und der ihm an der Leine folgt, was zu tun ist. Nafs (Ego, Hochmut) ist das Schiff des Satans und die Tür, durch die er zu dem Menschen eintritt. Translit: Wa Mā 'Ubarri'u Nafsī ۚ'Inna An-Nafsa La'ammāratun Bis-Sū'i 'Illā Mā Raĥima Rabbī ۚ 'Inna Rabbī Ghafūrun Raĥīmun "Und ich spreche mich nicht selbst frei. Die Seele gebietet fürwahr mit Nachdruck das Böse, außer daß mein Herr Sich erbarmt. Mein Herr ist Allvergebend und Barmherzig." Koran (islam.de/ Übersetzungen). Sure12 Yusuf (Josef), Vers 53
Beispiel 3. Nafs al-lawwāma ("der tadelnde Nafs") im Konzept des ständigen Bedauerns um das Vergangene und diesbezügliche Vorwürfe an sich. "Lawwam" bedeutet, sich selbst zu beschuldigen. Translit: Wa Lā 'Uqsimu Bin-Nafsi Al-Lawwāmah "Nein! Ich schwöre bei der Seele, die sich selbst tadelt." Koran (Islam.de/ Übersetzungen). Sure 75 al-Qiyama (Die Auferstehung), Vers 2
Beispiel 4. Nafs-mutma´inna ("Nafs, der den Frieden erreicht hat") im Konzept der Besänftigung, Nafs, der sich bereits in einem Zustand der ständigen Hoffnung, Geduld, Demut und Zufriedenheit befindet. Translit: Yā 'Ayyatuhā An-Nafsu Al-Muţma'innahu "O du Seele, die du Ruhe gefunden hast." Koran (Islam.de/ Übersetzungen). Sure 89 al-Fagr (Die Morgendämmerung), Vers 27
Die Fortsetzung folgt ...